Neue Heimat – Theatrale Begegnungen von Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg und geflüchteten Menschen heute von März-Dezember 2017

Mit dem Projekt „Neue Heimat – Theatrale Begegnungen von Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg und geflüchteten Menschen heute“ griffen wir die Begebenheit auf, dass die Integration von Menschen, die in den letzten Jahren zu uns geflüchtet sind, eine zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft ist. Gerade an unserem Sitz und Durchführungsort des Projektes, Duisburg, wird dies sehr deutlich.

Wir wollten mit dem Projekt theatrale Begegnungen schaffen zwischen den Geflüchteten, die nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat (Ostpreußen, Pommern, Böhmen, Schlesien und Mähren) vertrieben wurden und den Geflüchteten aus den Kriegsgebieten Syriens, Afghanistans und des Irak, die in der jüngeren Vergangenheit zu uns gekommen sind.

Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten: Die traumatischen Fluchterfahrungen, der Verlust der Heimat, der Verlust der sozialen Beziehungen, der Verlust materiellen Besitzes u.a.m.

Auf geradezu existentielle Weise haben diese beiden Gruppen Erfahrungen gemacht, die verbinden.

In der biographischen Auseinandersetzung mit theatralen Mitteln mit diesen beiden Gruppen sollten wechselseitige Empathie und Verständnis geweckt werden, indem diese gemeinsamen Erfahrungen biographisch herausgearbeitet wurden.

Auch der zentrale Unterschied zwischen den beiden Gruppen (überwiegend christlicher vs. überwiegend muslimischer Hintergrund) wurde im Sinne des Versuchs gelingender Integration der jüngst Angekommenen genutzt.

Das Projekt bestand zunächst aus der Erarbeitung einer Theaterproduktion mit einer Gruppe bestehend aus ca. 10 Heimatvertriebenen und ca. 10 erwachsenen geflüchteten Menschen der jüngeren Vergangenheit, die ca. 8 Monate dauerte.

In dieser Produktion wurden mit Methoden des biographischen Theaters Fluchterfahrungen, vor allem aber die Sichtweise auf Deutschland als NEUE HEIMAT herausgearbeitet. Ankommen, Fremde, Integration, Assimilation und Angst waren die zentralen Themen.

Damit wurden künstlerische, interkulturelle Räume geschaffen, die Reflexion und persönliches Wachstum für die Teilnehmenden ermöglichten.

Zur Verwirklichung unserer Ziele boten sich theatrale Mittel bestens als methodischer Zugang an: Sie ermöglichen einen ganzheitlichen, sprachlichen und nicht-sprachlichen Zugang zur eigenen Lebenssituation, was der Zielgruppe gerecht wird, denn theaterpädagogische Arbeit ist Erleben von Gemeinschaft, belebt die Phantasie, schult die Wahrnehmung und Beobachtung und entwickelt Mitgefühl und Einfühlungsvermögen.

Menschen, denen die Gesellschaft selten ein Forum zur Darstellung ihrer Gefühle, Sichtweisen und Erfahrungen bietet, bekamen in unserem Projekt genau dies.

Doch das Projekt wirkte auch nach außen:

  1. Zum einen gab es 2 große öffentliche Aufführungen der Projektergebnisse in Duisburg, so dass die Erfahrungen der Teilnehmenden mit der Öffentlichkeit geteilt und natürlich auch diskutiert werden konnten. Damit kann das Projekt einen Beitrag geleistet, Vorurteile abzubauen und Halbwissen zu korrigieren. Die Entwicklung von Einfühlungsvermögen bei den Zuschauer*innen für die Situation der Mitwirkenden war jedoch das wohl wichtigste Ziel dieses Projektteil.
  2. Zum anderen wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet und evaluiert. So entstand ein wissenschaftlicher Erkenntnis- und Erfahrungsbericht über das Projekt, insbesondere über die angewendeten Methoden des biographischen Theaters und deren Wirksamkeit für die Zielgruppe, aber auch über die Situation der jüngst Geflüchteten.

Förderung und Finanzierung

Das Projekt „Neue Heimat“ wurde gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Frauen, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.