Fortbildung Theaterpädagogik als Methode der Arbeit mit alten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen

Als zweiten Teil unseres Projektes „Biographische Reflexionen von alten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit theatralen Mitteln“ boten wir für Fachkräfte in der Altenhilfe eine 6tägige Fortbildung an, die befähigte, selbst mit Methoden des Biographischen Theaters mit alten Menschen zu arbeiten und deren interkulturelle Fragestellungen aufzugreifen.

Warum dieses Angebot?

  • Sie arbeiten mit alten Menschen im Freizeit- und Beschäftigungsbereich?
  • Sie stellen fest, dass in Ihren Einrichtungen zunehmend Menschen mit Migrationsgeschichte zu Ihrer Zielgruppe werden?
  • Sie merken, dass diese Veränderung neue Herausforderungen an Sie stellt?

Theatervolk greift mit diesem Fortbildungsangebot die Begebenheit auf, dass Menschen aus der sog. ersten Generation von Zuwanderinnen und Zuwanderern nun zunehmend in ein Alter und eine Lebenssituation kommen, in dem/der sie zu Adressatinnen und Adressaten von ambulanter und stationärer Altenhilfe werden.

Aus diesem Umstand ergibt sich die Anforderung an diese Arbeitsfelder, das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Herkünften gemeinsam mit den alten Menschen zu reflektieren und diese Vielfalt als Chance zu begreifen. Oftmals ist die beschriebene Situation eine große Herausforderung für die Fachkräfte in der Altenhilfe.

Ein vielversprechender Lösungsansatz sind theaterpädagogische Zugänge zu diesem Thema, denn sie ermöglichen einen ganzheitlichen, sprachlichen und nicht-sprachlichen Zugang zu Themen wie Herkunft und Identität. Dies wird der Zielgruppe gerecht, denn theaterpädagogische Arbeit ist Erleben von Gemeinschaft, belebt die Phantasie, schult die Wahrnehmung und Beobachtung und entwickelt Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Genau das brauchen alte Menschen, um sich in spielerischer und künstlerischer Form mit ihrer eigenen Herkunft und ihrem Lebensweg auseinanderzusetzen und Brüche, Sehnsüchte und Herausforderungen darzustellen und damit auch zu verarbeiten.

Im Biographischen Theater wird ein Stück aus den individuellen Lebenserfahrungen und der persönlichen Erlebenswelt der Teilnehmenden gestaltet. Genau so unterschiedlich wie die möglichen Themen und Inhalte der biografischen Theaterarbeit, so vielfältig sind auch die Methoden und Darstellungsweisen: Erlebnisse, Gedanken und Gefühle der Teilnehmenden werden künstlerisch bearbeitet, ästhetisiert und verfremdet. Die biografischen Aspekte bieten damit die Grundlage für das szenische Material, das meistens wie eine Collage zusammengesetzt wird. 
So kann ein eigenständiges Werk entstehen, das sich durch viele Eigenanteile und Beiträge der Teilnehmenden auszeichnet. Alternativ kann auch ein literarischer Text als Vorlage dienen. Dann setzen die Teilnehmenden ihre biografischen Anteile mit dem Text in Bezug. Biografische Theaterarbeit ist – im Unterschied zu therapeutischen Verfahren – produktorientiert.

Umfang & Inhalte der Fortbildung

Unsere Fortbildung ist modular aufgebaut, umfasst 48 Stunden an 6 Präsenztagen, ein individuelles Coaching in der Einrichtung sowie ein eigenständig durchgeführtes Projekt in Ihrer Praxis.

Das Curriculum folgt einem inhaltlichen und didaktischen roten Faden:

 Tag 1: Schauspieltraining & Themenfindung (Leitung: Martin Menzel-Bösing)

  • Entwicklung von Spielfreude bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
  • Körperwahrnehmung
  • Präsenztraining
  • Techniken der Improvisation
  • Arbeit mit chorischen Elementen
  • Textarbeit an Monologen und Dialogen
  • Entwicklung von kleinen Szenen

Tag 2: Biographisches Theater I (Leitung: Barbara Müller)

  • Einstieg in die biografische Theaterarbeit
  • Gruppenbildung
  • Körperwahrnehmung und Körpersprache
  • Atem, Stimme und Sprechen
  • Arbeit mit Standbildern
  • Improvisationen zu biografischen Themen
  • Erste Präsentationen
  • Entwicklung von Ideen für das eigene Projekt

Tag 3: Interkulturelle Arbeit mit alten Menschen (Leitung: Meinolf Remmert)

  • Definition von interkultureller Arbeit
  • Beschäftigung mit den Themen `Fremdheit´ und `Anderssein´
  • Kollegialer Erfahrungsaustausch zu Arbeitsfeldern mit alten Menschen und Migrationsthematik
  • Arbeit mit Menschen der „anderen“ Generation

Tag 4: Wie die Gruppe laufen lernt: Gruppen leiten (Leitung: Meinolf Remmert)

  • Alles neu: Start in der Gruppenarbeit
  • Alle im Blick: Arbeit mit der Unterschiedlichkeit der Teilnehmenden
  • Ermutigung zum Mitmischen: Motivationsarbeit
  • Mit dabei und doch vorweg? Gruppe und Leitung

Tag 5: Biographisches Theater II (Leitung: Barbara Müller)

  •  Schärfung der Eigen- und Fremdwahrnehmung
  • Schulung der stimmlichen und körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten
  • Erprobung verschiedener Darstellungsformen
  • Entwicklung von Szenen aus biografischem Material

Tag 6: Biographisches Theater III (Leitung: Barbara Müller)

  • Weiterarbeit an selbsterarbeiteten Szenen
  • Kennenlernen dramaturgischer Gestaltungsmittel
  • Gestaltung von Bewegungsabläufen im Bühnenraum
  • Erstellung einer Collage mit szenischem Material der Biografieträgerinnen und Biographieträger

Eigene Projektarbeit & individuelles Coaching

Am Ende des zweiten Fortbildungstags entwickeln Sie mit der Gruppe unter Anleitung von Barbara Müller eigene Projektideen zur theaterpädagogischen Arbeit in ihrer Einrichtung. Im Anschluss führen Sie diese Projekte in Ihren Einrichtungen durch. Während der Durchführung bekommen Sie ein individuelles Coaching in der Einrichtung durch das Leitungsteam. Eine Kurzdokumentation schließt die Projektarbeit ab. Wir rechnen mit einem Gesamtaufwand für das Projekt von ca. 10 Stunden.

Zielgruppe der Fortbildung

Diese Fortbildung richtet sich an Fachkräfte in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtung der Altenhilfe, die theaterpädagogisch und/oder interkulturell mit ihren Zielgruppen arbeiten oder eine solche Arbeit anstreben:

  • Altenpflegerinnen und Altenpfleger
  • Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten
  • Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen
  • u.a.

Es sind keine theaterpädagogischen Vorerfahrungen und auch keine eigenen Theatererfahrungen als Spielerin/als Spieler nötig.

Gruppengröße

Um eine intensive Arbeit zu ermöglichen, werden maximal 15 Personen an der Fortbildung teilnehmen.

Dozentin und Dozenten der Fortbildung

Barbara Müller ist die künstlerische Leiterin von theatervolk. Sie ist ausgebildete Lehrerin für Kunst und Deutsch und entwickelte schon während des Studiums für sich ein breitgefächertes Berufsfeld in der Darstellenden Kunst. Seit 1988 arbeitet sie freiberuflich als Schauspielerin, Regisseurin, Dozentin und Autorin im In- und Ausland. Sie konzipiert, organisiert und leitet als Regisseurin und Projektleiterin zahlreiche Theaterprojekte für schulische, städtische und gemeinnützige Träger. Darüber hinaus übernimmt sie Lehraufträge, arbeitet in der Lehrerfortbildung und bildet Theaterpädagogen aus.

Martin Menzel-Bösing ist Geschäftsführer von theatervolk. Er ist Diplom Sozialpädagoge, Master of Arts (Sozialmanagement) und Theaterpädagoge. Er leitet Schauspielkurse, gibt theaterpädagogische Fortbildungen für unterschiedliche Zielgruppen und inszeniert mit Amateurtheatern. Außerdem verantwortet er bei theatervolk die Ausbildung zur Theaterpädagogin/zum Theaterpädagogen sowie die theaterpädagogischen Projekte.

Meinolf Remmert ist ebenfalls Geschäftsführer bei theatervolk und seit vielen Jahren in der Weiterbildung für und mit Erwachsenen unterwegs. Eine Ausbildung in Theatertherapie und als systemischer Therapeut mit einer Praxis in Iserlohn hält ihn nicht davon ab, sich für die sehr konkreten Möglichkeiten des Theaters in der unterstützenden Arbeit mit Menschen zu interessieren und zur Umsetzung und zum Experiment zu ermutigen.

Zeit und Ort

Die Fortbildung findet an drei 2tägigen Blöcken statt:

Fr., 07. – Sa., 08.11.2014

Fr., 14. – Sa., 15.11.2014

Fr., 21. – Sa., 22.11.2014

jeweils von 09:30 bis 17:30 Uhr im `Theater im Depot´ in Dortmund (Immermannstr.39, D – 44147 Dortmund)

Kosten

Die Fortbildung kostet € 200,00.

Dieser günstige Preis ist möglich, da das Gesamtprojekt im Rahmen des Programms „Künste im interkulturellen Dialog“ aus Mitteln des Landes NRW gefördert wird.

Darin enthalten sind neben dem Programm auch Pausenerfrischungen und das Zertifikat.

Fragen Sie Ihren Arbeitgeber nach einem Zuschuss zu den Kosten der Fortbildung. Alle Ihnen entstehenden Kosten der Fortbildung (Teilnahmegebühr, Fahrtkosten etc.) können Sie i.d.R. als berufsbezogene Ausgaben steuermindernd geltend machen.